Die private Hochschule ist doch nur was für Reiche! Da gehen nur die hin, die ihr Abi mit Ach und Krach geschafft haben! Hartnäckige Vorurteile, denn schaut man genauer hin, stellt man fest: Das Studium an einer privaten Hochschule ist weder besser noch schlechter – dafür aber an vielen Stellen anders als an staatlichen Unis.
Was ist Fake? Was ist Fakt?
Private Hochschulen werden von gemeinnützigen Trägern oder im bildungsbereich tätigen Unternehmen betrieben.
Du bewirbst dich direkt bei der jeweiligen Hochschule und die Zulassungsvoraussetzungen sind wie auch bei anderen Hochschulen entweder die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder Fachhochschulreife. In Einzelfällen kann auch eine berufliche Qualifikation oder eine Eignungsprüfung zur Aufnahme an der privaten Hochschule führen. Die Zulassungen erfolgen oft im Rahmen von hochschulinternen Auswahlverfahren, die im Rahmen von Assessment Centern oder Bewerber- oder Aufnahmetagen beispielsweise schriftliche und mündliche Prüfungen, verschiedene Tests und persönliche Gespräche zum Inhalt haben. Dieses Auswahlverfahren ist möglicherweise auch der Grund für die vergleichsweise niedrige Abbruchquote an privaten Hochschulen: Während die Gesamtabbruchquote aller Hochschulen in Deutschland bei 21 % liegt, sind es bei privaten Hochschulen lediglich 8,1 %.
Gute Quoten, gute Noten?
Weitere Gründe sind die zumeist sehr gute und straffe Organisation an diesen Hochschulen, die überschaubaren Gruppengrößen und der dadurch mögliche enge Kontakt zu Mitstudent*innen und Dozent*innen. Auf eine*n Dozent*in kommen bei privaten Hochschulen gerade mal 30 Student*innen.
Seit der Hochschulreform Ende der 90er (Bologna-Prozess) durchlaufen Studiengänge aller Hochschulen den gleichen Akkreditierungsprozess, ein Qualitätssicherungsverfahren, um ein im europäischen Hochschulraum gleichbleibendes und gleichwertiges Bildungsniveau sicherzustellen.
Somit können je nach Studiengang alle akademischen Abschlüsse innerhalb der gestuften Studienstruktur auch an privaten Hochschulen erworben werden: der Bachelor-, der Master- und der Doktorgrad sowie in Fächern wie Jura oder Medizin das Staatsexamen als Abschluss.
Hoher Praxisbezug
Studiengänge an privaten Hochschulen sind oft sehr praxisnah ausgelegt, da sie häufig eng mit Partner*innen aus der freien Wirtschaft kooperieren. Im dualen Studium finden die Praxisphasen dann in den kooperierenden Unternehmen statt.
Internationale Ausrichtung
Einige kooperierende Partner der privaten Hochschulen sind international tätige Unternehmen sowie Partnerschulen im Ausland. Muttersprachliche Dozent*innen, fremdsprachliche Lehrveranstaltungen oder auch Abschlussarbeiten und Prüfungen sowie Auslandspraktika werden vielerorts angeboten.
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Vollzeit oder Teilzeit? Uni oder Home-Office?
Private Hochschulen bieten individuelle Möglichkeiten – auch denen, die ortsgebunden oder berufstätig sind. Letztere studieren berufsbegleitend: Präsenzveranstaltungen finden am Abend und/oder an Wochenenden statt und werden durch Blockseminare, virtuelle Lehrveranstaltungen und Selbststudium ergänzt. Beim Fernstudium studierst du direkt von zu Hause, brauchst also nicht einmal den Wohnort zu wechseln. Präsenzzeiten, zum Beispiel für Prüfungen, sind auf ein Minimum begrenzt und fallen in der Regel auf Wochenenden. Einige Fernstudiengänge können auch in Teilzeit wahrgenommen werden. So verlängert sich zwar die Regelstudienzeit, aber du kannst es mit Familie und/oder Beruf optimal und zeitlich flexibel gestalten.
Finanzierungsmöglichkeiten
Durchschnittlich kostet dich zum Beispiel ein Bachelor-Studiengang an einer privaten Hochschule ca. 520 Euro pro Monat. Die Kosten sind individuell und variieren von Hochschule zu Hochschule. Durch die straffe und manchmal kürzere Regelstudienzeit relativieren sich die Kosten und können unter bestimmten Voraussetzungen steuerlich geltend gemacht und an einigen Hochschulen auch erlassen werden. Sowohl für ein Studium an einer staatlichen als auch an einer privaten Hochschule kannst du unter bestimmten Bedingungen einen Antrag auf Leistungen nach dem BAföG stellen, einen Bildungskredit zu günstigen Zinsen beantragen oder dich um ein Stipendium oder Teilstipendium bewerben, die zum Beispiel von Stiftungen oder auch privaten Hochschulen und anderen Institutionen vergeben werden. Viele private Hochschulen bieten auch das Modell der nachlaufenden Studiengebühren an, auch „umgekehrter Generationenvertrag“ genannt: Hier zahlst du Studiengebühren erst nach dem Studium, wenn du ein entsprechendes Einkommen hast.