Die private Hochschule ist doch nur was für Reiche! Da gehen nur die hin, die ihr Abi mit Ach und Krach geschafft haben! Hartnäckige Vorurteile, denn schaut man genauer hin, stellt man fest: Das Studium an einer privaten Hochschule ist weder besser noch schlechter – dafür aber an vielen Stellen anders als an staatlichen Unis.
Soziale Arbeit
Herr Thiering, Sie sind für die Personalentwicklung bei der Caritas Osnabrück zuständig. Wie sind Sie an den Job gekommen?
Ich habe nach dem Abi Soziale Arbeit in Enschede studiert. Ehrlich gesagt nur deshalb, weil damit so viel möglich ist und ich noch keine Ahnung hatte, wo es für mich beruflich hingehen sollte. Nach dem Bachelor war ich dann ein paar Jahre als Sozialarbeiter aktiv. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich langfristig lieber im Background bleiben möchte. Also habe ich berufsbegleitend noch BWL studiert, meinen Master gemacht und mich schließlich für die Personalabteilung bei der Caritas beworben. Seit zwei Jahren bin ich Referent für Personalentwicklung – und es macht mir großen Spaß!
Haben Sie viel mit Student*innen zu tun?
Grundsätzlich sind wir ja als Verband strukturiert und ich sitze in der Geschäftsstelle. Wer sich konkret für die Tätigkeit in einer Einrichtung interessiert, der spricht meist die Menschen vor Ort an. Aber natürlich sind auch wir für die Student*innen präsent: Ich gehe viel in Hochschulen, habe Lehraufträge, betreue Abschlussarbeiten. Als Caritas sind wir Praxispartner für viele Abschlussarbeiten. Eigens dafür gibt es unsere Themenbörse, in der ich mögliche Themen online stelle, auf die sich Student*innen dann bewerben können. Oder sie schlagen ihrerseits Themen vor und wir schauen, ob und in welcher Einrichtung wir sie realisieren können. Gut ist, wenn es dann zu einem Match kommt.
Soziale Arbeit ist der Klassiker der karitativen Studiengänge. Spielen bei Ihnen auch andere Studiengänge eine Rolle?
Ja, durchaus. Im Pflegebereich sind das zum Beispiel Pflegemanagement oder Pflegewissenschaften. Häufig im Rahmen eines dualen Studiums. Es gibt auch den Master-Studiengang Sozialmanagement. Der Klassiker aber ist und bleibt Soziale Arbeit. Gerade in der Beratung ist ein Bachelor in diesem Studiengang fast schon Pflicht, da der Titel als „Staatlich anerkannte* r Sozialarbeiter*in“ ein Einstellungskriterium ist, das man nur über diesen Abschluss erfüllt.
Was macht man denn so als „staatlich anerkannte*r Sozialarbeiter*in“?
Das ist ja das Tolle – es gibt unglaublich viele Möglichkeiten! Man kann zum Beispiel in einer Beratungsstelle arbeiten: in der allgemeinen Sozialberatung, der Wohnungslosenhilfe, der Migrationsberatung oder der Suchthilfe. Oder in der Pflege, etwa als Berater*in in einem Krankenhaus. Oder in der Arbeit mit Behinderten. Oder der Jugendhilfe – ob ambulant oder in einer Wohngruppe. Es gibt einfach so viele Möglichkeiten – ich fand das immer unglaublich spannend.
Wenn ich meinen Bachelor in der Tasche habe – wie sehen meine Jobchancen so aus?
Sehr gut! Es wird immer schwieriger, Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter* innen zu finden und Stellen direkt zu besetzen. Obwohl wir ein attraktiver Arbeitgeber sind! Allerdings, schwierig ist es nicht nur in der Quantität. Auch die Qualität der Bewerber*innen schwankt.
Bild: © privat/vectorjuice
Welche Skills braucht es denn, damit am Ende nicht nur ein*e Sozialarbeiter*in steht, sondern auch ein*e gute*r?
Das ist gar nicht so pauschal zu beantworten. Ich habe mir selbst im Studium oft genug die Frage gestellt, ob das überhaupt das Richtige für mich ist. Mich hat es immer schon glücklich gemacht, anderen Menschen zu helfen. Ich glaube, das ist das Wichtigste: der Gedanke, anderen Menschen helfen zu wollen und daraus auch etwas für sich ziehen zu können. Das ist die Grundlage. Wer das nicht fühlt, der sollte es lassen.
Kann man als Sozialarbeiter*in Karriere machen?
Klar! Viele, die ihren Bachelor in Sozialer Arbeit gemacht haben, setzen einen Master obendrauf, wenn sie in die Führung wollen. Das wäre dann quasi eine vertikale Karriere: weiter nach oben! Aber auch fachlich, sozusagen horizontal, gibt es bei uns Möglichkeiten: etwa durch Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen im eigenen Berufsfeld, beispielsweise einer Weiterbildung vom*von der Suchtberater*in zum*zur Suchttherapeut* in. Wir fördern unsere Leute sehr gezielt.
Kennen Sie einen Sozialpädagog*innenwitz?
Sicher, aber den behalte ich schön für mich! Klar ist unser Berufsbild auch mit Klischees und Vorurteilen behaftet. Wer aber hinter die Kulissen blickt, merkt schnell, dass das nichts mit der Realität zu tun hat.
Und gegenüber der Caritas – gibt es da auch Vorurteile?
„Ich bin nicht katholisch“, „Ich war kein Messdiener, da kann ich doch gar nicht zu euch kommen“ – ja, sowas höre ich tatsächlich oft in der Begegnung mit Student*innen. Ich bin dann jedes Mal aufs Neue erschrocken. Natürlich sind uns als katholischer Wohlfahrtsverband christliche Werte wichtig. Aber ich gehe doch auch nicht jeden Sonntag in die Kirche! Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Wer das auch von sich sagt, ist bei uns herzlich willkommen!
Zum Schluss: Soziale Arbeit – ein Studiengang mit Zukunft?
Unbedingt! Soziale Arbeit wird neben BWL und Wrmatik zum Klassiker, der an nahezu allen Unis angeboten wird. Auch private Hochschulen nehmen ihn mehr und mehr ins Programm. Ob in Vollzeit, dual oder als Fernstudium – wer Soziale Arbeit studieren möchte, findet gewiss den für sich passenden Weg.
Offene Stellen und Wissenswertes über die Caritas als Arbeitgeber: www.caritas.jobs