Die private Hochschule ist doch nur was für Reiche! Da gehen nur die hin, die ihr Abi mit Ach und Krach geschafft haben! Hartnäckige Vorurteile, denn schaut man genauer hin, stellt man fest: Das Studium an einer privaten Hochschule ist weder besser noch schlechter – dafür aber an vielen Stellen anders als an staatlichen Unis.
Studieren ohne Abitur
Normalerweise benötigt man für die Zulassung an einer deutschen Universität oder Fachhochschule bekanntlich das Abitur bzw. Fachabitur.
Wer jetzt aber denkt, dass man ohne solch einen Abschluss nicht studieren kann, der liegt falsch: Unter bestimmten Voraussetzungen ist ein reguläres Studium an einer Universität oder Fachhochschule dennoch möglich.
Insgesamt ist etwa ein Prozent aller Studenten ohne Abitur eingeschrieben, was bisher nicht besonders viel ist, sich aber in den nächsten Jahren dank einfacherer Zulassungs- und Finanzierungsmöglichkeiten ändern soll.
Die Zahl der Studienabbrecher sowie die Dauer des Studiums sind bei beiden Gruppen, ob mit oder ohne Abitur, in etwa gleich; das liegt wahrscheinlich daran, dass gerade unter den Studienanfängern ohne Abitur nur die höchstmotivierten zu finden sind, denn immerhin bedeutet das Studium eine komplette Umstellung der bisherigen Lebensgewohnheiten, was gut durchdacht und geplant sein will.
Gedanken vor dem Studium
Zunächst aber sollte man sich aber darüber Gedanken machen, ob ein Studium wirklich das Richtige ist, denn nach einem Haupt- oder Realschulabschluss macht man in der Regel erst einmal den Schritt ins Berufsleben und verdient ein monatliches Gehalt. In diesem Fall muss man sich darüber im Klaren sein, dass das Geld im Studium meistens knapp ist, es sei denn, man entscheidet sich für ein berufsbegleitendes Teilzeit- oder Fernstudium und arbeitet nebenbei noch halb- oder ganztags.
Dafür benötigt man aber jede Menge Energie, Disziplin und Motivation, denn es ist nicht einfach, sich neben dem Job noch aufs Lernen zu konzentrieren. Oft hat man auch noch eine Familie, um die man sich kümmern muss; daher ist die Unterstützung von Freunden und Verwandten in dieser Phase manchmal extrem wichtig.
Ein weiterer Faktor, der Berufstätigen, die ein Studium beginnen wollen, bewusst sein sollte, ist der Altersunterschied: Die meisten Studenten beginnen ihr Studium mit Anfang zwanzig, während man selber nach Ausbildung und jahrelanger Berufserfahrung bereits etwas älter sein dürfte.
Berufserfahrung
Die Berufserfahrung ist in fast jedem Bundesland ein wichtiger Punkt bei der Zulassung zum Studium ohne Abitur, denn ohne einen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf sowie mehrere Jahre Berufspraxis kann man eine Zulassung zum Studium vergessen. Die Dauer der erforderlichen Berufserfahrung ist je nach Bundesland unterschiedlich, denn die Länder sind in Sachen Hochschulzulassung unabhängig und können eigene Richtlinien festlegen.
Das gilt auch für die weiteren Zulassungsvoraussetzungen; sie reichen unter anderem von einem Probestudium (dauert meistens zwischen zwei und vier Semestern) über eine Zugangsprüfung (auch Eignungs- oder Einstufungsprüfung genannt; beinhaltet in der Regel Allgemeinwissen sowie fachliches Wissen je nach Studiengang, das mündlich und schriftlich abgefragt wird) bis hin zu Beratungs- oder Eignungsgesprächen, die in manchen Bundesländern einen direkten Zugang zum Studium ermöglichen.
Auch das Alter, der Hauptwohnsitz und die Noten während der Ausbildung spielen in manchen Fällen eine Rolle. Im Prinzip können Bewerber für ein Studium ohne Abitur in jedem Bundesland einen Hochschulzugang für alle Fachrichtungen erwerben, wenn sie durch ihren Beruf qualifiziert genug sind; lediglich in Bayern stehen nicht alle Fächer für die Bewerber offen.
Weitere Informationen zum Studium ohne Abitur findest du hier.
Studierende ohne Abitur müssen bei der Fächerwahl unbedingt beachten, dass sie zwar den Studienort, nicht aber das Studienfach wechseln können.
Wer erfolgreich eine Meisterprüfung abgelegt hat, kann mittlerweile an immer mehr Hochschulen ohne weitere Tests zugelassen werden („Meisterstudium“). Das gilt entweder für alle Hochschulen (Hessen, Niedersachsen) oder nur für Fachhochschulen (Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt). In Bayern und Thüringen erhalten Meister durch ein Probestudium eine Zulassung zu Hochschulen. In einigen anderen Bundesländern (Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein) wird zusätzlich zur bestandenen Meisterprüfung in der Regel noch eine mehrjährige Berufserfahrung verlangt.
Die genauen und vor allem aktuellsten Zulassungsvoraussetzungen erfährt man beim Kultus- oder Wissenschaftsministerium des jeweiligen Bundeslandes beziehungsweise direkt bei der Hochschule, an der man studieren möchte.