Die private Hochschule ist doch nur was für Reiche! Da gehen nur die hin, die ihr Abi mit Ach und Krach geschafft haben! Hartnäckige Vorurteile, denn schaut man genauer hin, stellt man fest: Das Studium an einer privaten Hochschule ist weder besser noch schlechter – dafür aber an vielen Stellen anders als an staatlichen Unis.
Studieren mit Beeinträchtigung
Da das Recht auf Bildung für alle Bürger im Grundgesetz fest verankert ist, steht natürlich auch behinderten Menschen der Anspruch zu, an deutschen Universitäten oder Fachhochschulen zu studieren. Eine Studienaufnahme kann in derartigen Fällen aber nicht immer ganz einfach sein und wird oft zu einer besonderen Herausforderung.
Natürlich soll Behinderten ein leichter Zugang zu Hochschulen und Chancengleichheit während des Studiums ermöglicht werden. In Deutschland wird momentan einiges getan, um dieses Ziel zu erreichen. Trotzdem ist die Lage für Studenten mit Beeinträchtigung noch nicht optimal und es muss sich noch vieles auf diesem Gebiet verändern.
Da es verschiedene Formen von Beeinträchtigungen gibt (neben KörperBeeinträchtigungen und chronischen Krankheiten zum Beispiel auch Seh- und Hörbeeinträchtigungen), sind auch die Schwierigkeiten, die aufgrund der Beeinträchtigung auftreten können, unterschiedliche. Eine frühe und gezielte Planung des Studiums ist in jedem Fall zu empfehlen und kann einige schwer überwindbaren Hürden während des Studiums ersparen.
Wahl der richtigen Hochschule
Schon bei der Wahl der Hochschule müssen viele Kriterien beachtet werden, die eine Ausbildungsstätte erfüllen muss, damit das Studium mit Beeinträchtigung so angenehm wie möglich wird. Dazu zählt der behindertengerechte Bau von Seminarräumen, Bibliotheken, Mensen und des Campusgeländes allgemein.
Während Menschen ohne Beeinträchtigung es schon schwer genug haben sich für einen Studiengang und eine Uni zu entscheiden, gibt es für Menschen mit Beeinträchtigungen noch viel mehr Faktoren, die sie bei der Studienplatzwahl berücksichtigen müssen. Sinnvoll ist es sicherlich, wenn ihr euch direkt vor Ort ein Bild der Hochschule und möglichen Einschränkungen für Behinderte macht. Ihr könnt euch auch von den Beratungsstellen der Unis Informationen einholen. Dort können bestimmt einige wichtige Fragen geklärt werden.
Bewerbung für einen Studienplatz
Bestimmte Studiengänge werden von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) vergeben. Bei der Bewerbung um einen solchen Studienplatz können behinderte Menschen und Menschen mit chronischen Krankheiten einen so genannten Härtefallantrag stellen. Zwei Prozent der Studienplätze werden an deutschen Universitäten über diese Härtefalle vergeben.
Für beeinträchtigte Studienanwärter bedeutet das eine größere Chance auf einen Studienplatz. Allerdings werden Härtefallanträge nur bewilligt, wenn es sich um wirklich gravierende Beeinträchtigungen handelt, die es rechtfertigen, dass der Zugang zu einer Hochschule unmittelbar ermöglicht wird.
Finanzierung des Studiums
Für Behinderte gibt es Förderungsmöglichkeiten, die ihnen ein sorgenfreies Studium (zumindest aus finanzieller Sicht) ermöglichen sollen. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) sichert die Unterstützung von allen Studierenden, die von Hause aus finanziell schwächer sind.
Beeinträchtigte Studierende werden hier aber in gewissem Maße in drei Punkten bevorzugt berücksichtigt:
a) Härtefreibetrag bei der Einkommensermittlung,
b) Verlängerung der Förderungshöchstdauer,
c) Berücksichtigung einer Beeinträchtigung bei der Darlehensrückzahlung.
Das bedeutet, dass behinderte Antragsteller auf finanzielle Unterstützung auch dann unterstützt werden, wenn das Einkommen der Eltern eigentlich über dem zulässigen Wert liegt; dass Studenten mit einer Beeinträchtigung über die Studienhöchstdauer hinaus unterstützt werden und, dass sie möglicherweise mehr Zeit bekommen, um das Darlehen (bzw. Teile des Darlehens) zurückzuzahlen. Die ausführliche Regelung für die Unterstützung von Behinderten durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz findet ihr hier.
Wohnungssuche
Natürlich muss nicht nur die Hochschule behindertengerecht gebaut sein, sondern - oder vor allem - auch die eigene Wohnung. Die Wohnungssuche beeinflusst die Studienplatzwahl zwar nicht direkt, dennoch ist gerade hier frühzeitiges Engagement gefragt. Vor allem zu Beginn der Semester sieht es in einigen Städten nicht gut aus und da ihr eine behindertengerechte Wohnung braucht, wird die Suche dadurch noch stark eingeschränkt. An einigen Unis wird Infomaterial für die Wohnungssuche – und manchmal auch speziell für die Wohnungssuche behinderter Studierender – verteilt. Hier findest du ausführliche Informationen.
Freizeitangebote
Bevor ihr euch für eine Uni und damit auch für eine bestimmte Stadt entscheidet, solltet ihr euch auch darüber informieren, welche behindertengerechte Freizeitangebote dort in Anspruch genommen werden können. Einige Unis bieten zum Beispiel über ihr Hochschulsportprogramm Möglichkeiten sportlich aktiv zu werden. Darüber hinaus bieten aber auch viele Städte solche Angebote an.
Informationen, Links und Unterstützung
Viele Organisationen und Institutionen haben sich in den vergangenen Jahren mit dem Thema Beeinträchtigung im Studium auseinandergesetzt und versuchen auf unterschiedlichen Wegen die Ausbildung für Menschen mit Beeinträchtigungen zu erleichtern. Es gibt zahlreiche nützliche Internetseiten oder Beratungsstellen die bei der Planung, Aufnahme und schließlich auch während des Studiums behilflich sein können.
Das Deutsche Studentenwerk hält viele Adressen und Telefonnummern bereit, die für ein Studium mit Beeinträchtigung nützlich sein können. Außerdem gibt es eine von dem Deutschen Studentenwerk erstellte Broschüre mit dem Titel „Studium und Beeinträchtigung“, die kostenlos über die Internetseite bestellt werden kann.