18. Oktober 2021
3 min

Medizin Modellstudiengänge

Das Studium der Humanmedizin ist berüchtigt für ein großes Maß an Theorie und spät einsetzender praktischer Erfahrung. Warum Modellstudiengänge in dieser Hinsicht eine gute Alternative sein können, erfährst du in diesem Artikel.

information

Das Medizinstudium in Deutschland ist im Umbau. Viele Hochschulen erneuern ihr Curriculum und strukturieren die Lehre neu. Doch was verbirgt sich hinter den Reform- oder Modellstudiengängen mit den geheimnisvollen Namen HannibaL, MaRe CuM oder iMED? In diesem Artikel erfährst du, wie die Modellstudiengänge aufgebaut sind, wodurch sie sich von dem herkömmlichen Studium der Humanmedizin unterscheiden und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind.

Unterschiede zwischen dem klassischen und dem alternativen Studium

Anatomie, Biologie, Chemie, Physik und viel Auswendiglernen: Im Regelstudium Medizin geht es in den ersten Semestern – der so genannten Vorklinik – zunächst um die graue Theorie. Bis zur ersten Staatsprüfung, die nach dem vierten Semester absolviert werden muss, lernen die Studierenden in traditionellen Medizinstudiengängen in allen Feinheiten, wie der menschliche Körper im Normalzustand funktioniert und welche biochemischen Prozesse dabei ablaufen. Die Praxis lernst du im klassischen Studium der Humanmedizin erst nach dem Physikum kennen.

Anders sieht es aus, wenn du einen Modellstudiengang absolvierst. Die erste Art eines Modellstudiengangs wurde in den 1980ern an der Universität Witten/Herdecke eingeführt und basiert auf einem ganzheitlichen Verständnis von Medizin und Lehre, das dem praktischen Teil der Ausbildung viel Bedeutung beimisst. Generell sind Modellstudiengänge von Universität zu Universität unterschiedlich aufgebaut. Gemeinsam haben sie jedoch, dass du vom ersten Semester an praktische Erfahrung sammelst. Dafür begibst du dich unter anderem einmal wöchentlich in ein Krankenhaus und erlebst den direkten Kontakt mit Patient*innen.

Wie sind Modellstudiengänge strukturiert?

Der Vorteil dieser starken Praxisorientierung liegt auf der Hand: Du erkennst direkt, wofür du die Lehrinhalte in deiner Tätigkeit als Mediziner*in benötigst. Naturwissenschaftliche Theorie, die du dir scheinbar zusammenhangslos einpauken musst, kann dir deine Motivation durch deine praktischen Erfahrungen nicht mehr nehmen. Auch die Lehre an sich ist anders aufgebaut. Die Inhalte sind in Module aufgeteilt, die nach den verschiedenen Organsystemen und den damit zusammenhängenden naturwissenschaftlichen Prozessen gegliedert sind. Dadurch greifen Medizin und Naturwissenschaften direkt ineinander und du siehst auf Anhieb, wofür du dich mit Chemie, Biologie und Physik beschäftigst. Dadurch wird dir das Lernen nicht nur leichter fallen, sondern gleichzeitig mehr Spaß machen.

Je nach Lehrplan hast du verschiedene Pflicht- und Wahlpflichtmodule zu belegen. Die Inhalte werden ganz klassisch in Vorlesungen und Seminaren, aber zu großen Teilen auch durch das sogenannte Problemorientierte Lernen vermittelt. Dabei lernst du gemeinsam mit deinen Kommiliton*innen in kleinen Gruppen. Zusätzlich erhältst du Unterricht am Krankenbett, bei dem du einem erfahrenen Arzt über die Schulter schauen und erste eigene Untersuchungen ausführen darfst. Die Lehreinheiten schließen mit Modulklausuren ab.

Welche Prüfungen gibt es?

Das Medizinstudium ist von einer Vielzahl anspruchsvoller Klausuren geprägt. In einem Modellstudiengang musst du zwar ebenfalls das erste und zweite Staatsexamen ablegen, hast jedoch unter Umständen kein Physikum zu bestehen. Den Hochschulen steht es frei, eine eigene Prüfung abzuhalten, die mit dem Physikum vergleichbar ist. Dies ist in § 41 der Approbationsordnung geregelt, der Abweichungen im Studienverlauf erlaubt. Allgemein weisen Modellstudiengänge eine geringere Prüfungsdichte auf, wodurch sich für dich weniger Lernstress ergibt. Auch dadurch dürfte es dir leichter fallen, deine Begeisterung für das Studium aufrechtzuerhalten.

Welche Nachteile gibt es?

Wenn du das Fach in einem Modellstudiengang studierst, hast du im Vergleich zum herkömmlichen Studium keine besonderen Probleme zu befürchten. Wenn du jedoch die Hochschule wechseln willst, wirst du auf große Hürden stoßen. Diese rühren daher, dass die alternativen Studiengänge unterschiedlich strukturiert sind, verschiedene Prüfungen stattfinden und deine Leistungen somit nicht direkt vergleichbar sind. Du solltest dir also bei der Wahl deines Fachs und der Hochschule sicher sein. Eine zweite Schwierigkeit besteht darin, dass es von deiner eigenen Disziplin abhängt, wie viel Fachwissen du dir aneignest. Der geringere Lerndruck kann zu Nachlässigkeit führen. Überlege also vorher genau, ob du mit viel oder wenig Druck besser arbeitest.