18. Oktober 2021
3 min

NC und Grundschullehramt: Zu hohe Hürde für zukünftige Lehrer?

Als Vorbild die Lernbegeisterung junger Schülerinnen und Schüler zu wecken, ist die Aufgabe von Grundschullehrern und für viele ein Traumberuf, doch der erforderliche Nummerus clausus ist oft schwer zu erreichen.

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Der Mangel an Lehrkräften in Deutschland steigt, doch viele Studienplatzbewerbungen scheitern an dem Numerus clausus (NC). Während einige Experten fordern, den NC endlich abzuschaffen, hält das Schulministerium dagegen. Laut den Aussagen des Ministeriums ist ein NC besonders bei Studiengängen mit vielen Bewerber*innen nötig. Erfahre, wie sich der Numerus clausus zusammensetzt und welche Rolle das Wartesemester und bestimmte Fächerkombinationen bei der Studienzulassung spielen.

So wird der Numerus clausus festgelegt

Wenn auf einen Studiengang an einer Hochschule mehr Bewerbungen eingehen als freie Plätze vorhanden sind, wird der NC als Entscheidungshilfe ermittelt. Er wird jedes Semester je nach Angebot und Nachfrage festgesetzt. Demnach ist es nicht möglich, den genauen NC für Studiengänge vorherzusagen. Bei mehr Bewerbungen als Studienplätzen werden zunächst die Bewerbungen mit einem Abi-Schnitt von 1,0 berücksichtigt. Als Nächstes folgt 1,1 und so weiter. Der NC richtet sich nach den Durchschnittsnoten der Abiturient*innen. Je besser ihr Schnitt, umso näher liegt der Numerus clausus bei 1,0.

NC und Grundschullehramt: Beispiele aus dem Wintersemester 2020/21

  • Deutsch/Mathematik, FU Berlin: 1,9
  • Deutsch/Sonderpädagogik, FU Berlin: 1,6
  • Bildungswissenschaften, TU Leipzig: 2,4
  • Mathematik, Uni Potsdam: 2,5
  • Sachunterricht, Uni Potsdam: 1,8

Der Numerus clausus wird je nach Menge der eingehenden Bewerbungen je Fach in jeder Hochschule individuell ermittelt. Der aktuelle NC kann daher immer erst nach Eingang aller Bewerbungen berechnet werden. Es kann für angehende Lehramtsstudierende von Vorteil sein, auf weniger gefragte Fächerkombinationen zu setzen. Während die Plätze für die Studiengänge Deutsch und Geschichte sehr begehrt sind, scheinen Mathematik, Informatik, Musik und Kunst nicht ganz so beliebt zu sein.

Tipp: Vor der endgültigen Wahl der Fächerkombinationen sollten angehende Lehrkräfte sich mit der aktuellen Entwicklung des Berufs auseinandersetzen. Dadurch erhalten sie einen Einblick, welches Fach in Zukunft den höchsten Bedarf an Lehrkräften hat.

Den eigenen Numerus clausus berechnen

Um den eigenen NC auszurechnen, brauchen Bewerber*innen ihre aktuellen Zeugnisnoten. Die Noten, die in den NC einfließen, werden zusammengerechnet. Das Zwischenergebnis wird durch die Anzahl der Noten dividiert. Wer nicht weiß, welche Zeugnisnoten für den NC relevant sind, fragt bei der Studienberatung nach.

Durch Wartesemester den NC beim Lehramtsstudium umgehen

Bei sehr gefragten Studiengängen können die Chancen schlecht stehen, wenn der Notendurchschnitt auf dem Abiturzeugnis zu hoch ist. Wer deswegen keine Zulassung erhält, kann es mit Wartesemestern versuchen. Denn eine gewisse Anzahl an Studienplätzen wird an Bewerber*innen mit den meisten Wartesemestern vergeben. Um die teilweise sehr lange Wartezeit sinnvoll zu gestalten, lohnt es sich, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), Praktika oder eine Ausbildung zu absolvieren.

Quereinstieg als Lehrkraft ohne NC

Eine weitere Möglichkeit, trotz zu hohem NC als Lehrkraft zu arbeiten, ist durch den Lehrkräftemangel entstanden. Um den Quereinstieg zu wagen, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • erfolgreicher Abschluss eines Studiums mit mindestens sieben Regelstudiensemestern
  • zweijährige Berufserfahrung oder Betreuung eines Kindes
  • positive Prognose über die eigenen Ausbildertätigkeiten, ausgestellt vom Ministerium für Schule und Bildung

Als Quereinsteiger dürfen Lehrkräfte jedoch nicht jedes Fach unterrichten. Deutsch und Mathematik darf nur lehren, wer ein Lehramtsstudium abgeschlossen hat.

Bertelsmann Stiftung warnt vor Lehrkräftemangel

Ob an den Gymnasien oder anderen Schulen: Der Lehrermangel hält laut Prognose der Bertelsmann Stiftung im Jahr 2019 an. Laut der Berechnung der Stiftung werden im Jahr 2025 mehr als 26.000 Lehrkräfte in den Grundschulen fehlen. Um diesem Mangel entgegenzuwirken, hat die Stiftung einen möglichen Lösungsansatz formuliert. In diesem heißt es, dass auch Lehrkräfte aus Gymnasien sowie Quereinsteiger für das Grundschullehramt qualifiziert werden sollten. Außerdem sei es laut Bertelsmann Stiftung erstrebenswert, dass Grundschullehrkräfte künftig Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren können. Ein weiterer sinnvoller Schritt, um die drohende Lehrerlücke zu schließen, sei es Anreize für Ruheständler zu schaffen. Diese sollen sie motivieren, über ihre Pension hinaus weiter freiwillig zu unterrichten.