Waldorfschulen bauen auf dem anthroposophischen Menschenbild des Philosophen und Pädagogen Rudolf Steiner auf. Der Ansatz der Waldorfschulen unterscheidet sich dabei grundlegend von dem der öffentlichen Schulen. Zum einen wird großen Wert auf die Förderung der individuellen Entwicklung der Kinder gelegt, zum anderen gibt es keinen Leistungsdruck durch Noten oder Versetzungsziele. Den Klassenlehrer*innen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. In „Epochen“ lehren sie im „Hauptunterricht“ je drei bis vier Wochen lang täglich eines der Hauptfächer, wobei sinnliche Elemente wie rhythmisches Sprechen, Singen und Bewegung eine große Rolle spielen. Wenn du dich für ein anderes Lehrkonzept und eine andere Gestaltung des Lernens interessierst, könnte die Arbeit als Waldorfpädagoge*in das Richtige für dich sein.
Wie kannst du Lehrer*in an einer Waldorfschule werden?
Es gibt unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten, die dir den Weg in eine Waldorfschule ebnen. Allen gemeinsam ist, dass du das (Fach-)Abitur oder einen vergleichbaren Schulabschluss brauchst und das Fach, in dem du unterrichten willst, studiert oder im Rahmen einer beruflichen Ausbildung erlernt haben musst. Da Inklusion in der Waldorfpädagogik eine wichtige Rolle spielt, gibt es folgerichtig viele Wege, die zu einer Lehrstelle führen. Konkret kannst du über sechs Zugänge Lehrer*in an einer Waldorfschule werden:
- Studium der Waldorfpädagogik an einem Institut
- Studium der Pädagogik mit Masterabschluss
- Lehramtsstudium mit Bestehen des ersten Staatsexamens
- Quereinsteiger, die ein pädagogisches Hochschulstudium mit Diplom- oder Masterabschluss absolviert haben
- Quereinsteiger mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem Fach, das für den Unterricht relevant ist
- Fernstudium
Die erste Option ist der direkteste Weg, bei dem du an einem Institut oder einer freien Hochschule in den Methoden und Theorien der Waldorfpädagogik ausgebildet wirst. Für die anderen fünf Möglichkeiten gilt, dass du jeweils eine Zusatzausbildung benötigst, die du auf eigene Kosten an einem Institut absolvieren kannst. Die Dauer der Ausbildung und die Unterrichtsgebühren sind nicht einheitlich geregelt, weshalb es sich lohnen kann, verschiedene Lehrangebote zu vergleichen. Die Zusatzausbildung findet in den meisten Fällen berufsbegleitend statt, sodass du nicht auf dein gewohntes Einkommen verzichten musst.
Wie wird der Unterricht gestaltet?
Neben den gewohnten Schulfächern wie Deutsch und Mathematik wird an Waldorfschulen noch Kunst, Bewegung, Theater, Gartenbau, Sprache und Musik gelehrt. Wenn du dich zur Waldorflehrerin oder zum Waldorflehrer ausbilden lässt, legst du je nach deinen eigenen Interessen und Fähigkeiten einen Schwerpunkt, beispielsweise auf Kunst, Eurythmie oder Sprachgestaltung. Davon hängt ab, welche Fächer du später unterrichten kannst. Im Vergleich mit herkömmlichen Schulen bemühst du dich als Waldorflehrer oder Waldorflehrerin besonders um die individuelle persönliche Entwicklung jedes einzelnen Schülers. Deine Schüler sollen sich das Wissen, das du ihnen im Unterricht vermittelst, aus Interesse statt aus Notendruck aneignen. Wie zuvor erwähnt, wird nicht nach Leistung selektiert. Folgerichtig teilst du am Ende des Schuljahres auch keine gewöhnlichen Zeugnisse aus, sondern erstellst für deine Schüler*innen ausführliche Textzeugnisse, in denen du ihre Entwicklung und Stärken darstellst.
Als Waldorflehrerin oder Waldorflehrer ist es auch deine Aufgabe, Unterrichtskonzepte selbst zu entwickeln, wofür du Fachwissen und Kreativität benötigst. Diese Konzepte sollen neuartig sein und das entdeckende Lernen sowie die Kreativität deiner Klasse fördern. Waldorfschulen sind nicht so stark an den jeweiligen Lehrplan gebunden wie öffentliche Schulen, wodurch du bei der Unterrichtsgestaltung mehr Freiheit genießt. Das Kollegium versteht sich als Team, in dem eine enge Zusammenarbeit besonders wichtig ist. In den häufig stattfindenden Konferenzen werden pädagogische Fragestellungen erörtert und neue Ideen für die Förderung der Kinder entwickelt.
Schwerpunkte der Ausbildung
Da du durch deine Vorbildung, sei es ein Studium oder eine Berufsausbildung, bereits fachliches Wissen mitbringst, kannst du dich in der Zusatzausbildung auf die waldorfspezifischen Schwerpunkte konzentrieren. Dazu gehören:
- menschliche Evolution
- Entwicklungsförderung
- persönliche Förderung
- Eurythmie
- methodische und didaktische Grundlagen
Um deine Kenntnisse zu erweitern, nimmst du als Waldorflehrer oder Waldorflehrerin regelmäßig an Weiterbildungen teil. Durch diese erhältst du zusätzliche Anregungen, um neue Unterrichtskonzepte zu entwickeln.