Assessment Center

Nach der Bewerbung bei einem Unternehmen, kommt es in Deutschland und besonders bei größeren Firmen immer häufiger vor, dass man wenn man in die engere Auswahl kommt, mehrere Tage zu einem Assessment Center eingeladen wird.

Solltet ihr zu einer Teilnahme eingeladen worden sein, stehen meist nur noch verschiedene Tests und Übungen zwischen euch und eurem zukünftigen Job.

Was euch genau erwartet und wie ihr die Übungen am besten angeht erklären wir euch in den folgenden Abschnitten.

Was ist ein Assessment Center?

Der Begriff des "Assessment Center" kommt aus dem Englischen und ist aus den Worten "to assess"("bewerten" oder "einschätzen") und "Center" ("Zentrum" oder "Mittelpunkt") zusammengesetzt.

Dabei stehen die Kandidaten im Mittelpunkt, deren Verhalten in verschiedenen Situationen von Prüfern, den so genannten Assessoren bewertet wird. Meist stammen die Assessoren aus den Fachabteilungen des Unternehmens, der Personalabteilung und teils auch aus Beratungsfirmen.

In der Regel werden Assessment Center als Gruppenverfahren mit acht bis zwölf Teilnehmern durchgeführt und haben eine Dauer von zwei bis drei Tagen. Daneben gibt es noch so genannte "Mini-ACs", die nur einen halben oder einen Tag dauern und Einzel-ACs mit nur einem Kandidaten. In allen Formen der Assessment Center liegt das Zahlenverhältnis Kandidat – Prüfer zwei zu eins.

Wer setzt ein AC ein?

Unternehmen, die Assessment Center (AC) einsetzen, wollen sich nicht ausschließlich auf Bewerbungsunterlagen oder die Darstellung eines Kandidaten im Vorstellungsgespräch verlassen. Es soll eine zusätzliche Sicherheit geschaffen werden, um das Risiko einer Fehlbesetzung möglichst zu reduzieren. Es wird sich so ein Eindruck über die Kandidaten in praktischen Situationen verschafft.

Inhalte eines AC

Die wesentlichen Inhalte von Assessment Centern sind im Allgemeinen: strukturierte Interviews (häufig zu Beginn), Gruppenübungen (Gruppendiskussionen, Gruppenarbeit, Rollenspiele, Konfliktgespräche, Pro- und Kontradiskussionen) und Einzelübungen (die Postkorbübung, Einzelpräsentationen/Vorträge, Organisationsaufgaben).

In den Gruppenübungen stehen das Verhalten im Team und die Fähigkeit, in komplexen Arbeitssituationen als einer unter mehreren hervorzustechen im Mittelpunkt. Die Einzelübungen dagegen überprüfen eher das Verhalten als Einzelkämpfer.

Gelegentlich werden die AC durch verschiedene Persönlichkeits- oder Leistungstests ergänzt. Bei jedem guten AC gehört auch ein ausführliches Feedback für die Kandidaten zum Standard. Das ist unabhängig davon, ob der Bewerber für die Stelle ausgewählt wird oder nicht, dieses Feedback bietet natürlich immer eine Chance Erfahrungen zu sammeln und die Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere zu überprüfen

  • Assessment Center Übungen 
  • Gruppenübungen 
  • Einzelübungen

Gruppenübungen

1. Gruppendiskussion

Die Gruppendiskussion umfasst in der Regel einen Kreis von vier bis sechs Personen, die ein Thema (vorgegeben oder von den Teilnehmern ausgewählt) diskutieren. Wenn das Thema vorgegeben wird, ist die Fragestellung zumeist sehr allgemein, so dass kein Teilnehmer durch ein bestimmtes Fachwissen Vorteile erlangt. Wenn das Thema in der Gruppe gewählt wird, stellt bereits der Auswahlprozess einen nicht unwichtigen Teil der Übung dar.

Tipps für die Gruppendiskussion:

  • Lasst die Anderen ausreden
  • Bleibt immer sachlich und vermeidet persönliche Angriffe!
  • Hört aktiv zu und greift dann die Beiträge der Anderen auf
  • Einen positiven Eindruck könnt ihr dabei hinterlassen, wenn
  • der erste Beitrag von euch ausgeht und damit das Eis gebrochen wird!
  • ihr die anderen Teilnehmer aktiv in die Diskussion mit einbindet
  • es euch gelingt eine Art Moderatorenrolle einzunehmen, Struktur in die Diskussion zu bringen und zum Abschluss die Ergebnisse zusammenfasst!

2. Gruppenarbeit

Die Gruppenarbeit stellt meist die Aufgabe, etwas gemeinsam zu planen und dies dann auch praktisch herzustellen. Eine sehr bekannte Übung ist der Brückenbau, dabei soll aus Papierkarten, Kleber und Schere eine Brücke konstruiert werden, die eine Spannweite von 70 Zentimetern hat und so stabil ist, dass in der Mitte ein gefülltes Glas Wasser stehen kann.

Eine zweite Aufgabenstellung sind die Fallstudien, bei denen Aufgaben, die in der Praxis für das Unternehmen relevant sind, im Team gelöst werden sollen. Die Fallstudien setzen Fachwissen voraus.

Tipps für die Gruppenarbeit:

  • Ihr solltet versuchen die Aufgabenstellung zu strukturieren und einen Zeitplan festzulegen.
  • Bei komplexen Aufgaben sind Projektteams sinnvoll, die dann einzelne Teilaspekte übernehmen. Führungsqualitäten lassen sich erkennen, wenn es euch gelingt, eine Koordinatoren Rolle oder Projektleiterrolle einzunehmen.

3. Das Rollenspiel

Im Rollenspiel nehmen die Teilnehmer innerhalb eines vorgegebenen Szenarios bestimmte Rollen ein. Im Allgemeinen sind Interessenskonflikte zwischen den individuellen Zielen zu erwarten. Man erwartet von euch, dass ihr Durchsetzungsvermögen und Kompromissbereitschaft zeigt.

Beliebte Aufgabenstellungen beim Rollenspiel sind etwa:

  • Mehrere Abteilungsleiterleiter müssen ein vorhandenes Budget untereinander aufteilen, oder es stehen verschiedene Standorte für die Produktion zur Auswahl und ihr sollt versuchen, euren Standort durchzusetzen.

Tipps für das Rollenspiel:

  • Verschafft euch möglichst schnell einen Überblick über die Interessen der Anderen!
  • Versucht euch, mit anderen Teilnehmern zu verbünden und dann Kompromisse zu finden!
  • Haltet auf jeden Fall die Ergebnisse der Verhandlung schriftlich fest!
  • Wenn Medien zur besseren Visualisierung (Flipcharts, Tafel) vorhanden sind, dann nutzt diese auch aus!

4. Konfliktgespräch

Die Konfliktgespräche laufen in den meisten Fällen im Szenario Führungskraft - Mitarbeiter ab. Als Kandidat nehmt ihr dabei vorwiegend die Rolle des Vorgesetzten ein, der ein Problem zu lösen hat. Das Gespräch nimmt zwischen 15 und 30 min in Anspruch plus eine gewisse Vorbereitungszeit. In der Vorbereitungszeit solltet ihr euch auf jeden Fall eine Strategie überlegen. Um die Chancengleichheit zu gewähren, ist euer Gesprächspartner meist kein Mitbewerber.

Tipps für das Konfliktgespräch:

  • Man sollte sich bemühen, immer sachlich und offen aufzutreten. Wenn man einander gegenübersitzt, ist eine angenehme, vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre das A und O. Neben dem, was man sagt, trägt hierzu auch Körpersprache bei. Man sollte auf Blickkontakt, aktives Zuhören, Gestik und Mimik achten. Sofern Kritikpunkte vorhanden sind, werden diese sachlich dargelegt und mit Beispielen belegt.
  • Am besten trägt man zu Anfang des Gesprächs alle Fakten zusammen, damit sich ein vollständiges Bild der Situation und der unterschiedlichen Interessen ergibt. Hier gilt der Grundsatz: Wer fragt führt! Wichtig sind Teilergebnisse hin, die beide Seiten mittragen können, und diese sollten dann Schritt für Schritt weiter ausgebaut werden. Das Gesprächsergebnis wird am besten schriftlich festgehalten.

5. Pro- und Kontradiskussion

Eine andere Form des Konfliktgesprächs ist die Pro- und Kontradiskussion. Ihr und eure Mitbewerber repräsentieren unterschiedliche Standpunkte und sollen diese argumentativ vertreten.

Tipps zur Diskussion:

  • Auch hier sollten unter allen Umständen die Grundregeln für Diskussionen (siehe auch unter Gruppenübungen) beachtet werden. Ihr solltet euch für die Pro- und Kontraseiten Argumente überlegen, um beides Positionen gut darstellen zu können. 
  • Hier steht besonders euer Argumentationsvermögen, eure Souveränität mit Angriffen umzugehen, Rhetorik und Schlagfertigkeit unter Beobachtung. Eine gute Übung dafür ist das aufmerksame Beobachten von Diskussionsrunden im Fernsehen.

I. Einzelübungen

Postkorbübung

Ein mögliches Szenario der Postkorbübung: ihr kommt aus dem Urlaub zurück, der Briefkasten und die Mailbox sind voll und eure Aufgabe ist es nun, unter Zeitdruck alles abzuarbeiten und dabei nach Priorität zu entscheiden und zu delegieren.

Der Test mit dem Aufgabenberg beleuchtet eure Belastbarkeit unter Zeitdruck, euer Analyse- und Urteilsvermögen sowie eure Entscheidungsfreudigkeit. Die systematische Abarbeitung der einzelnen Aufgaben und die Entscheidung, ob die Aufgaben delegiert, selbst bearbeitet, ignoriert oder terminlich festgehalten werden, steht dabei im Mittelpunkt. Die Auswertung der Übung erfolgt an Hand eurer schriftlichen Notizen, manchmal bietet sich euch die Gelegenheit eure Ergebnisse als kleine Präsentation darzustellen.

Tipps zur Postkorbübung:

  • Der einzige Lösungsansatz für diese Aufgabe liegt im geplanten und strukturierten Vorgehen. Eine gute Abarbeitung besteht darin, dass ihr euch zunächst alle Informationen durchlest, danach solltet ihr überlegen, welche Aufgaben in der Priorität ganz oben stehen und welche zunächst ignoriert oder anderweitig vergeben werden können. 
  • Im Allgemeinen sollten berufliche Anliegen immer über persönlichen Dingen stehen, Ausnahmen sind hier natürlich ein schwerer Unfall des Partners oder Kinder in Lebensgefahr.
  • Denkt daran, Werkzeuge wie einen Terminkalender oder eine Terminverwaltung im Computer zu benutzen oder euch selbst einen Kalender zu erstellen. Dies erleichtert die Terminkoordination ungemein. 
  • Wenn ihr die Postkorbübung ausschließlich am PC erledigen müsst, ergibt sich eine besondere Schwierigkeit, da der Großteil der Aufgaben erst im Laufe der Übungen und dann auch immer schneller eintrifft. Scheut euch nicht davor Aufgaben zu delegieren oder auch zu ignorieren; eine Ausnahme bilden dabei Personalthemen (Vorstellungsgespräche, Mitarbeiterbewertungen), die euch als Führungskraft immer persönlich am Herzen liegen sollten.

Testverfahren

Testverfahren sind kein klassischer Bestandteil eines Assessment Centers (AC). Sie dienen aber häufig als Ergänzung, um das Kandidatenbild aus anderen Übungen abzurunden. Es gibt drei grundlegende Testarten: Intelligenz-, Leistungs- und Persönlichkeitstests.

1. Intelligenztests

Die Intelligenztests werden oft bei Schulabgängern verwendet, um Begabungsschwerpunkte ausfindig zu machen. So werden beispielsweise räumliches Vorstellungsvermögen, Sprachverständnis und logisches Denken beurteilt.

2. Berufs- und Leistungstests

Berufstests bestehen aus Wissenstests zum Fachgebiet des Bewerbers. Zusätzlich werden auch praktische Übungen, wie die Drahtbiegeprobe, durchgeführt. Dabei soll der Bewerber aus einem Stück Draht eine Büroklammer biegen – die Überprüfung der Geschicklichkeit steht dahinter.

Die Leistungstests überprüfen das Arbeiten unter Zeitdruck, die Stressresistenz und die Sorgfalt und das Tempo bei der Erledigung bestimmter Aufgaben.

3. Persönlichkeitstests

Persönlichkeitstests dienen eher der Überprüfung der Psyche des Bewerbers. Kriterien die dabei angefragt werden, sind: emotionale Stabilität (Ausgeglichenheit, Selbstbewusstsein, Aggressivität), soziale Intelligenz (Kontaktfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Anpassungsfähigkeit) und das Leistungsverhalten (Pflichtbewusstsein, Ehrgeiz, Kundenorientierung).